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Mittwoch, 9. Januar 2013

Vergiftetes Wasser: Bremen hält sich bedeckt
von Jörg Hilbert, Jan Liebold
Mitte November berichtete Panorama 3 von einer großflächigen Belastung des Grundwassers rund um das Tanklager Bremen-Farge. Das Grundwasser aus den Brunnen der umliegenden Siedlungen stinkt nach Benzin, Proben weisen nicht nur Spuren des krebserregenden Stoffes Benzol auf, sondern auch von MTBE (Methyltertiär-Butylether). Behördenvertreter verwiesen lange auf einen möglichen Unfall aus Zeiten der Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg. Doch das kann nicht stimmen: der Stoff MTBE wird erst seit Mitte der 1980er-Jahre als Zusatz im bleifreien Benzin verwendet. In dieser Zeit war das Tanklager bereits im Besitz der Bundeswehr. Kleinlaut räumt die Bremer Umweltbehörde ein, vom MTBE im Grundwasser gewusst und die Anwohner darüber nicht informiert zu haben.

Vergiftetes Wasser: Geheimniskrämerei der Stadt Bremen

Nach den Benzol-Funden hat der Bremer Umweltsenator die Belastung um das Tanklager zur Chefsache erklärt. Nun sind angrenzende Gebiete bedroht. Doch die Behörde geizt mit Informationen.

Bodenbelastung wird Chefsache - ohne Konsequenzen

Der Bremer Umweltsenator Joachim Lohse (Bündnis 90/ die Grünen) macht nach der Ausstrahlung des Panorama 3 - Beitrags den Vorgang zur Chefsache. Auch die Bremer Staatsanwaltschaft prüft, ob sie ein Ermittlungsverfahren einleitet. Jetzt sind die Reporter erneut nach Bremen gefahren.
Von der Behörde hat sich bisher niemand bei von uns befragten Anwohnern blicken lassen. Stattdessen ergeben neue Proben von Panorama 3 noch weit höhere MTBE-Werte als vor sechs Wochen. Auf Nachfragen, warum es denn so schwierig sei, den Verursacher der Verunreinigungen zu finden, beteuert der Senator, dass ihm die Gesundheit der Anwohner, die Belastung der Umwelt und die Sanierung des Schadens besonders wichtig  seien. Der Zeitpunkt, an dem die Verschmutzung eingetreten sei, sei dafür nicht wichtig.

Staatsanwaltliche Ermittungen gegen die Bundeswehr

Verantwortlich für die Verschmutzung des Grundwassers ist offenbar die Bundeswehr, die von bleifreiem Benzin im Tanklager angeblich nichts weiß. Erneute Anfragen von Panorama 3 hat die Bundeswehr mit Hinweis auf die staatsanwaltlichen Ermittlungen nicht mehr beantwortet.
Die Bundeswehr will das Tanklager im Mai 2013 aufgeben und an einen privaten Investor verkaufen.  Der soll das Lager dann weiter betreiben. Der umweltpolitische Sprecher der Linken in der Bremer Bürgerschaft, Klaus-Rainer Rupp, hegt den Verdacht, unbequeme Fragen nach der Verantwortung der Bundeswehr und der Sicherheit des Tanklagers  könnten dem geplanten Verkauf des Lagers im Wege stehen.

Bremen will Tanklager-Genehmigung weiterhin gelten lassen

Unbequeme Fragen zum Verkauf stellt jetzt auch die Nachbargemeinde Schwanewede. Ein Drittel des Tanklagers liegt nämlich auf dem Gebiet der niedersächsischen Kommune. Die will dem Verkauf und Weiterbetrieb nicht bedingungslos zustimmen. Sie will nach dem Abzug der Bundeswehr stattdessen ihr Planungsrecht wahrnehmen und erst dann zustimmen, wenn die Ursachen für die Grundwasserbelastung aufgeklärt und alle Risiken eines Weiterbetriebs des Tanklagers einschätzbar sind. Bremen dagegen will die alte Betriebsgenehmigung für das Tanklager einfach weiterhin gelten lassen.

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 11.12.2012 | 21:15 Uhr


Stand: 13.11.2012 12:00 Uhr

Umweltskandal: Vertuschung in Bremen?

von Jörg Hilbert & Jan Liebold
Die Panorama 3 Reporter konnten es kaum glauben: In den Bremer Ortsteilen Farge und Rönnebeck riecht das Grundwasser aus Gartenbrunnen nach Benzin - und das schon seit Jahren!  Das Wasser, das die Anwohner nutzen, um ihr Gemüse zu gießen und den Rasen zu sprengen. "Ja, manchmal riecht es hier wie an einer Tankstelle", sagt Anwohner Leo Preuß.

Umweltskandal: Vertuschung in Bremen?

In einigen Bremer Ortsteilen stinkt das Grundwasser nach Benzin - und das seit Jahren. Die Stadt und die Bundeswehr tragen offenbar eine größere Verantwortung dafür als bisher bekannt.

Kinder bekamen Hautausschlag

Anwohner Getren Güngör ist verunsichert: Kinder lässt er im verseuchten Grundwasser nicht mehr planschen.Vor drei Jahren informierte die Bremer Umweltbehörde über die Verunreinigung des Grundwassers: Es sei benzolbelastet. Benzol - ein Stoff, der krebserregend ist. Eine Aufklärung der genauen Ursachen der Kontamination aber erfolgte nicht. Die Nachbarn, die erst später in die Gegend gezogen sind, berichten, dass sie nichts von der Warnung der Behörde erfahren haben. Getren Güngör etwa füllte im Sommer das Planschbecken mit Wasser aus seinem Brunnen: "Die Kinder, die mit dem Wasser gespielt haben, haben davon Hautausschläge bekommen", erzählt er.

Belastungen stammen angeblich aus dem Zweiten Weltkrieg

Auf Nachfrage nennt die Behörde das Gelände des heutigen Bundeswehr-Tanklagers Farge als Quelle der Belastungen. Dort sei es im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit zu erheblichen Bodenverunreinigungen gekommen.
Doch offenbar wurde das Grundwasser erst viel später kontaminiert. Panorama 3 nahm Proben des Wassers und ließ diese im Labor untersuchen. Ergebnis: Neben krebserregendem Benzol ist offenbar auch ein weiterer problematischer Stoff in die Erde gelangt: MTBE (Methyltertiär-Butylether), ein Zusatz für bleifreie Vergaserkraftstoffe. "Das heißt, diese Verunreinigung muss irgendwann seit den 1980er Jahren stattgefunden haben und nicht vorher. MTBE als Bestandteil von Benzin wird erst seit den 1980er Jahren eingesetzt", bestätigt der Marburger Altlastengutachter Dr. Rainer Haas.
Der Fund deutet auf einen Unfall oder ein Leck auf dem Gelände des Tanklagers in der jüngeren Vergangenheit hin. Davon jedoch erfuhr die Öffentlichkeit nichts - obwohl die MTBE-Belastung der Umweltbehörde seit 2011 bekannt ist. Das geht aus einem Verwaltungsbericht hervor, der Panorama 3 vorliegt. Einen Grund, die Bevölkerung über die Kontamination mit MTBE zu informieren, sah die Behörde damals offenbar nicht.

Linke und CDU verlangen Aufklärung

Im Interview verspricht Staatsrätin Gabriele Friderich (li.) eine erneute Prüfung.Konfrontiert mit dem Untersuchungsergebnis gestand die Bremer Umweltbehörde nun erstmals öffentlich ein, dass dieser Schaden nach 1985 eingetreten sein muss. Staatsrätin Gabriele Friderich kündigte an, die Recherchen von Panorama 3 zum Anlass zu nehmen, die Ursache der Verunreinigung aufzuklären: "Wir werden dem sofort nachgehen und das noch einmal überprüfen." Kritik an ihrer Informationspolitikweist die Behörde allerdings zurück.
Die Partei "Die Linke" hat unterdessen einen Antrag zu dem Thema in die Bremische Bürgerschaft eingebracht, der in der kommenden Woche im Stadtparlament diskutiert wird. Die CDU hat ihrerseits vom Bremer Umweltsenator Joachim Lohse (Grüne) Aufklärung über das Ausmaß der Verseuchung gefordert und beantragt deshalb eine Sondersitzung der Umweltdeputation. Die Ursachen und Folgen der Verseuchung müssten umfassend geklärt werden.

Bundeswehr: Ursache unklar

Die MTBE-Belastung lässt darauf schließen, dass die Bundeswehr als Besitzer des Tanklagers doch eine Mitverantwortung für den Umweltskandal tragen könnte. Auf erneute Nachfrage teilte die Bundeswehr mit, die Ursache der MTBE-Belastung sei "noch nicht geklärt". Die kontaminierte Zone reicht vom Tanklager mittlerweile etwa 800 Meter weit in das angrenzende Wohngebiet. Anwohner aus Frage und Rönnebeck wollen nun Strafanzeige wegen einer schweren Umweltstraftat stellen.
Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 13.11.2012 | 21:15 Uhr

http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama_3/wasservergiftung101.html

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